Energiedorf Lübesse

Frische Energie regional nutzen

Am 2. März 2022 fand das symbolische Anbaggern für den Bau der Energiefabrik in Lübesse statt. Seinerzeit liefen die Arbeiten zur Baufeldfreimachung, um im Jahresverlauf jederzeit mit den eigentlichen Bauarbeiten beginnen zu können. Inzwischen steht fest: 2022 wird nicht mehr gebaut. Es kommt zu Verzögerungen.

Die Lübesse Energie GmbH ermöglicht es, mittels Wasserstofftechnologie vor Ort produzierten Grünstrom zur lokalen Strom- und Wärmeversorgung zu nutzen. Zusätzlich werden regenerative Kraftstoffe für den Mobilitätssektor produziert.

Die Power-to-X-Anlage soll künftig die dezentrale Versorgung des Ortes mit regenerativem Strom und grüner Wärme ermöglichen. Zusätzlich wird grünes LNG (Liquified Natural Gas) für den Verkehrssektor erzeugt. Dafür wird vor Ort erzeugter Windstrom genutzt. 

Zukunftsweisend

Für eine regionale Nutzung des im Energiedorf Lübesse erzeugten erneuerbaren Stroms ist es notwendig, überschüssige Energie zu speichern. Dazu wird mittels Elektrolyse Strom in Wasserstoff und durch Methanisierung weiter in regeneratives Erdgas umgewandelt (Power-to-Gas). Dieses gut speicherbare Gas kann bei Bedarf, wenn kein Windstrom vorhanden ist, rückverstromt werden. Für die Gaserzeugung wird Kohlenstoffdioxid benötigt. Somit dient das System auch als Kohlenstoffsenke und ist zu 100% emissionsfrei. Die bei den Umwandlungsprozessen anfallende Wärme wird zur regionalen Wärmeversorgung mittels Nahwärmenetz dienen. Regional nicht benötigte Energiemengen werden genutzt, um regenerative Kraftstoffe, zum Beispiel grünes Flüssiggas (LNG), für umweltfreundliche Antriebe zu erzeugen. 

Historie: Von der Studie zum Leuchtturmprojekt

2017 wurde beispielhaft am Standort Lübesse im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersucht, wie eine nachhaltige, sozialverträgliche und auch wirtschaftliche Weiternutzung älterer Windenergieanlagen in Kombination mit Photovoltaikanlagen und einer Biogasanlage durch die lokale Nutzung des Stroms möglich ist. Auch die Bereiche Wärme, Mobilität sowie Grundstoffe als Nebenprodukte der Energieumwandlung wurden dabei betrachtet, Stichwort Sektorenkopplung. Die Studie wurde durch die naturwind schwerin GmbH durchgeführt.

 

Ziel der Studie war es, ein geeignetes und zukunftsfähiges Konzept für die lokale Nutzung des im Energiedorf Lübesse produzierten erneuerbaren Stroms zu entwickeln. Im Ergebnis der Studie wurde ein Versorgungskonzept erstellt, das eine wettbewerbsfähige und kostengünstige Energieversorgung des Gewerbe- und Wohngebietes mit Strom und Wärme ermöglicht. Überschüssige Energie kann zusätzlich zur Herstellung regenerativer Kraftstoffe genutzt werden. Die Idee der dezentralen Energiefabrik war geboren. 

„Im Energiedorf Lübesse wird seit vielen Jahren erneuerbarer Strom produziert. Ich freue mich, dass wir nun Vorreiter für neue Energie-Technologien sein werden und den Strom auch vor Ort nutzen können.“

Burghard Engel, Bürgermeister Lübesse

2019 wurde die Lübesse Energie GmbH zur Umsetzung des Projektes gegründet. Im gleichen Jahr wurde auch die Entwurfsplanung abgeschlossen und der Genehmigungsantrag zum Bau der Wasserstoff- und Methanerzeugungsanlage in Lübesse gestellt. Im Herbst 2021 folgte die Genehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz und die Ausführungsplanung begann. Im Februar 2022 haben die Arbeiten zum Bau der Energiefabrik begonnen, zunächst mit Erdarbeiten zur Baufeldfreimachung. Die weiteren Arbeiten verzögerten sich dann aufgrund von Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten und sollten im dritten Quartal 2022 beginnen. Anfang September wurde bekannt, dass der Technologiepartner einen Insolvenzantrag gestellt hat. Das Projekt wird sich dadurch weiter verzögern. 

Wie geht es nun weiter?

Zurzeit wird an einer alternativen Lösung für den Einkauf der technischen Anlagen gearbeitet. Der geplante Baustart wird sich dadurch voraussichtlich um mindestens 6 Monate verschieben. Geprüft werden derzeit auch Möglichkeiten, die geplante Wärmeversorgung des Ortes vorzeitig zu realisieren, also den Bau den Nahwärmenetzes vorzuziehen und temporär bis zur Inbetriebnahme der Energiefabrik eine andere Wärmequelle zu nutzen. Mit rund 100 Anschlussnehmern wurden Vorverträge zum Anschluss ihrer Objekte an ein Nahwärmenetz und zur Belieferung mit Wärme aus der Wasserstoff- und Methanproduktion geschlossen. 

Auf einen Blick

Ziel ist, dass die Energiewandlungsanlage 2024 in Betrieb geht. 

Der Bau wird ca. 1,5 Jahre dauern. 

Im Februar/März 2022 fanden Erdarbeiten zur so genannten Baufeldfreimachung statt. Diese wurden vorgezogen, um jederzeit mit dem Bau der Energiewandlungsanlage beginnen zu können. Dies war für das dritte Quartal geplant, wird sich nun allerdings um mindestens 6 Monate verzögern. 

Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens im November 2021 wird der Bau der Wasserstoff- und Methanerzeugungsanlage sowie des Nahwärmenetzes vorbereitet. 

Anwohner und Unternehmer konnten seit März 2020 Vorverträge zum Anschluss ihrer Objekte und zur Lieferung mit Nahwärme aus der Energiewandlungsanlage mit der Lübesse Energie GmbH abschließen. 

Im Dezember 2020 hat die Lübesse Energie GmbH einen Antrag auf Genehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz für eine Wasserstoff- und Methanerzeugungsanlage eingereicht. 

Ab Herbst 2019 bis zum Jahreswechsel 2020/21 fand die Entwurfsplanung für das dezentrale Energieversorgungssystem in Lübesse statt. Die System- und Anlagenbestandteile wurden dimensioniert, die Genehmigungsunterlagen vorbereitet. Bestandteil war auch die Nahwärmenetzplanung. 

2017 hat naturwind eine Machbarkeitsstudie mit dem Titel „Nutzung alter und neuer Windenergieanlagen, Solar- und Biogasanlagen für die emissionsfreie dezentrale Energieversorgung beispielhaft am Energiedorf Lübesse“ erstellt. Im Ergebnis entstand das Konzept der dezentralen Energiewandlungsanlage.

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Lokale Stromerzeugung

Unser Ziel ist es, erneuerbar produzierten Strom möglichst dort zu verwenden, wo er erzeugt wird. Wir nutzen dafür zwei bestehende Windenergieanlagen im Windpark Lübesse, für die die EEG- Förderung ausgelaufen ist. Geplant ist, diese beiden Anlagen in Zukunft zu „repowern“ und durch eine neue Anlage zu ersetzen. Perspektivisch kann auch der Strom aus vorhandenen Solaranlagen genutzt werden, wenn auch diese aus der EEG-Förderung fallen. 

Strom speichern

In der Energiewandlungsanlage wird erneuerbarer Strom in Wasserstoff umgewandelt und sofort weiter in synthetisches Erdgas. So kann regenerative Energie mittel- und langfristig gespeichert werden. Das klimaneutrale Gas kann bei Bedarf, etwa wenn kein Wind weht, wieder rückverstromt oder zum Heizen genutzt werden. Es steht aber auch für andere Anwendungen zur Verfügung. 

Grüne Energie für Lübesse

Einwohner von Lübesse können regionalen Grünstrom aus der Energiewandlungsanlage beziehen. Die bei den Umwandlungsprozessen in der Energiewandlungsanlage anfallende Wärme wird über ein Nahwärmenetz an Verbraucher im Ort weitergeleitet. Die Einwohner profitieren so von stabilen Energiepreisen und haben langfristig Versorgungssicherheit.

Grünes Gewerbegebiet

Unternehmen im Gewerbegebiet von Lübesse können grünen Strom und grüne Wärme bzw. Kälte aus der Energiewandlungsanlage beziehen. Dies sichert ihnen langfristig stabile Energiepreise sowie eine hohe Versorgungssicherheit. Zudem ist es ein Imagegewinn. 

Grüne Mobilität

Regenerative Kraftstoffe ermöglichen einen klimaneutralen Verkehrssektor. Die Energiewandlungsanlage kann je nach Bedarf grünen Wasserstoff, regeneratives Erdgas als CNG (Compressed Natural Gas) oder LNG (Liquified Natural Gas), Methanol, Kerosin oder Ammoniak produzieren. In Lübesse ist die Herstellung von LNG geplant und dessen Vertrieb im Schwerlastverkehr geplant.

Fragen & Antworten

Ein energieautarkes Dorf ist in der Lage, sich selbständig mit Energie zu versorgen. Lübesse hat die besten Voraussetzungen, ein energieautarkes Dorf zu werden. In direkter Nähe befinden sich einige Windkraft- und Photovoltaikanlagen, die eine Versorgung mit erneuerbarer Energie gewährleisten können. Die Anordnung der Wohn- und Gewerbehäuser ist zudem vorteilhaft für ein Nahwärmenetz und durch Energiespeicherung sowie die Verbindung der Energiesektoren Strom und Wärme kann das Dorf sich selbst mit Energie versorgen.

 

Im Gewerbegebiet von Lübesse hat die Lübesse Energie GmbH eine Fläche für die Errichtung der Anlage gesichert. Die gesamte Anlage wird auf einer Fläche von 2 bis 3 ha errichtet. Es werden voraussichtlich vier Produktionshallen gebaut, die jeweils zirka 20 mal 50 Meter groß sind. Speicher werden im Außenbereich aufgestellt. Hinzu kommen Stellplätze und Wege. Geplant sind auch ein Besucherzentrum und ein Verwaltungsgebäude.

Die Lärmgrenzwerte für den Standort sind gesetzlich vorgeschrieben und werden natürlich eingehalten. Das ist Voraussetzung für die Genehmigung. Das Wohngebiet ist weit weg von der geplanten Power-to-X-Anlage. Die Berechnung der Immissionswerte nach der Technischen Anforderung “Lärm” (TA Lärm) hat ergeben, dass die Richtwerte um mindestens 6 dB(A) unterschritten werden.

Die Anlage wird nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) geplant, gebaut und betrieben. In Deutschland sind die Sicherheitsanforderungen an solche Anlagen hoch. Bei allen Anlagen, die mit entzündlichen Gasen arbeiten, gibt es entsprechend gekennzeichnete Zonen, in denen nur Fachpersonal arbeiten darf, das entsprechende Vorsichtsmaßnahmen einhält, um Gefahren zu vermeiden. Im normalen Betrieb gibt es keine Gefahren, es entweichen auch keine Gase.

Ganz genau lässt sich das noch nicht beziffern. Es werden produzierte Stoffe abtransportiert und z. B. CO2 angeliefert. An einem besonders betriebsamen Tag können das mal 10 Lkw am Tag sein, im Schnitt aber weniger. Wenn es vor Ort eine LNG-Tankstelle geben wird, bleibt der Lkw-Verkehr ebenfalls überschaubar. Wir produzieren pro Tag LNG für ca. 15 Lkw.

Das ist bisher nicht vorgesehen, da das vor Ort gespeicherte Gas bei Bedarf zur Versorgung der Ortschaft mit Strom und Wärme im BHKW eingesetzt werden soll, wenn z. B. kein Wind weht. Nicht benötigtes Gas soll verflüssigt als LNG für den Schwerlastverkehr vertrieben werden. 

Bisher wird davon ausgegangen, dass im Gewerbegebiet Lübesse dauerhaft zehn neue Arbeitsplätze entstehen. Wenn sich das Konzept gut darstellen und auf weitere Gebiete ausweiten lässt, sind bis zu 20 weitere Arbeitsstellen denkbar.

Hinter der Lübesse Energie GmbH steht eine Investorengruppe, die ein hohes Maß an Regionalität und insbesondere einen nachhaltigen Grundgedanken in ihrer Projektarbeit verfolgt. Die Gesellschafter für die Planungsphase stehen fest. Für die anschließende Umsetzung des Vorhabens werden die Investorenverträge noch ausgearbeitet.
Für die Realisierung des Projektes wurde die Lübesse Energie GmbH gegründet. Zum Projektstart wurde diese in Schwerin angemeldet, um zunächst auf bestehende Strukturen und Räume der Firma naturwind zurückgreifen zu können.

Durch die Vielzahl erneuerbarer Energieanlagen (Solar und Wind) wird in Lübesse bilanziell gesehen deutlich mehr Strom erzeugt als im Ort benötigt wird. Für das Energieversorgungskonzept soll zu Beginn der Strom von zwei Windkraftanlagen bezogen werden, die 2021 aus der EEG-Vergütung herausfallen. Die Anlagen erzeugen etwa 4,5 GWh grünen Strom pro Jahr. Das ist bereits deutlich mehr als benötigt wird, um das Wohn- sowie das Gewerbegebiet in Lübesse mit Strom zu versorgen, auch unter Berücksichtigung von Energieverlusten. Der Strom, der nicht direkt durch interessierte Stromabnehmer vor Ort verbraucht wird, wird in regeneratives Gas umgewandelt und gespeichert. Im Bedarfsfall kann das Gas im BHKW wieder zu Strom und Wärme umgewandelt werden. Somit wird durch die Windenergieanlagen nur so viel Strom in das Netz eingespeist, wie auch tatsächlich regional benötigt wird. 

Neue Stromleitungen müssen von der Energiefabrik zu den Windkraftanlagen gelegt werden. Die Einwohner und die Gewerbebetriebe in Lübesse beziehen ihren Strom weiterhin normal über das vorhandene Netz.

Ab Inbetriebnahme kann die Wärme bezogen werden. Mit den Wärme-Vorverträgen haben wir allen Interessenten einen Arbeitspreis von 6,2 ct/kWh angeboten. Der Grundpreis liegt je nach Anschlussleistung und Laufzeit zwischen 150 und 500 Euro jährlich. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit einem Wärmebedarf von 20.000 kWh pro Jahr und bei 20 Jahren Laufzeit macht das rund 1.300 Euro Heizkosten pro Jahr. Aufgrund der Projektverzögerungen wird geprüft, die Nahwärmeversorgung vorzeitig zu realisieren und temporär eine andere Wärmequelle zu nutzen.

Kontakt

Unser Ansprechpartner für Einwohner der Gemeinde Lübesse beantwortet gerne Ihre Fragen zum aktuellen Projektstand und zur geplanten Strom- und Wärmeversorgung.  

Porträt Alexander Balck

Ansprechpartner für Geschäftspartner und Gewerbekunden ist unser technischer Geschäftsführer

Heiko Teichmann
+49 (0) 385 / 77883770
info@luebesse-energie.de

Gefördertes Klimaschutzprojekt

Die Europäische Union und das Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützen die Realisierung der Energiefabrik im Energiedorf Lübesse. Das Landesförderinstitut hat bereits 2018 die Machbarkeitsstudie zum Projekt mit Mitteln der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt. Auch die Entwurfsplanung und Erstellung der Planungsunterlagen zur Errichtung der Energiefabrik wurde mit EU-Mitteln aus dem EFRE-Fonds unterstützt. 

 

Zudem stellt das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern für den Bau der Energiefabrik Mittel aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) zur Verfügung. Im März 2021 hat Wirtschaftsminister Harry Glawe eine Förderzusicherung in Höhe von 15 Mio. Euro an die Lübesse Energie GmbH überreicht. 

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Interesse geweckt?

Einwohner, die Interesse an einer Versorgung mit Strom und Wärme aus der Energiefabrik haben, können mit unserem Fragebogen eine Interessens­bekundung abgeben. Sie werden dann zu gegebener Zeit kontaktiert und erhalten ein konkretes Angebot.